... mich zu rechtfertigen aufgrund meiner Erkrankung
Hunderte Male habe ich es erklärt - versucht es verständlich zu machen. Anfangs ganz sacht, leicht. Manchmal noch mit Anflügen von Humor. Wollte nie Vorwürfe machen. Wollte nur Verständnis.
Mit der Zeit kamen dann aber Vorwürfe an den Tag, Phrasen wurden in den Raum geworfen. Sprüche wie "geb' dir mehr Mühe" oder "reiß dich zusammen", Worte wie "meine Güte, das kann nicht so schwer sein" oder auch "das ist alles nur die Angst". Dinge wie "das
hast du früher vertragen, warum solltest du das jetzt nicht mehr vertragen?" oder auch weise Sachen wie "das ist eben so, du steigerst dich nur in was rein".
Ich bin es müde, mich immer rechtfertigen zu müssen aufgrund meiner Erkrankung. Bin es leid geworden. Es ist kein Spaß, an MCS erkrankt zu sein. Und es ist ebenso wenig ein Spaß, keine Schilddrüse mehr zu haben. Das mein Körper sich mit den SD-Hormonen nicht zurechtfindet und kein Arzt Willens ist, regelmäßige Blutkontrollen durchzuführen, damit ich wenigstens einigermaßen über die Runden komme, ohne die noch zusätzlich zur MCS belastenden Symptome der Unterfunktion ständig zu spüren... Nein, ich gebe den Ärzten nicht die Schuld. Schuld allein ist mein kranker Körper.
Doch die Vorwürfe bekomme ich zu hören. Und die Symptome? Naja, wohl auch ich, denn wer sonst muß in diesem kranken Körper leben?
Und ich bin es leid. Bin es leid! Diese ständigen Diskussionen darüber, das plötzlich Gerüche durch den Türspalt dringen, das die Waschmaschine stinkt, das Klamotten müffeln/riechen, das Nahrungsmittel (chemisch angereichert) mir nicht bekommen oder noch schlimmer:
das der Partner lange draußen unterwegs war und meinen Körper schlimmste Symptome
befallen, sobald er wieder in der Wohnung ist (weil Duftstoffe an ihm haften), das er sich Fertig-Gerichte warm macht und ich einige Stunden später noch unter extremen Schmerzen leide... Fertigsoßen (aus der Flasche, aus der Tüte...), "Dosenfutter", vorgefertigte Lebensmittel (in Panade, Soßen oder wasauchimmer)... Klamotten, die seit Wochen oder Monaten vergessen auf dem gemeinschaftlichen Speicher/im Wäschekeller hingen... die Tür nicht abzudichten sobald die Reinemachefrau kommt und ihren Chemiekrempel unter der Türschwelle durchschwemmt... offenstehende Aufbewahrungsboxen für Zahnhaftcreme... Aktionen wie ein Besuch (um ein paar Dinge einfach an die Außenwelt zu verschenken)...
Das meiste ist unüberlegt. Gedankenverloren. Der Partner hat sich eben nicht drauf eingestellt. Oder ist einfach ignorant. Und ich will das nicht mehr! Ich kann es nicht mehr ertragen. Mein Körper reagiert mit den vielfältigsten Symptomen. Ich hab' keine Böcke mehr, eineinhalb Tage im Bett zu verbringen (kann auch nicht mehr liegen, alles tut weh), nur weil auf meine Gesundheit keine Rücksicht genommen wird!
Ich bin es müde geworden. Bin es leid. Hab auf die Krankheit/en auch keinen Bock - wer schon? Aber bin ebenso diese Diskussionen - oftmals ja nur noch Monolge - einfach nur leid. Heilbar ist es nicht. Damit muß nicht der Partner sich abfinden, das Umfeld. ICH bin es doch, die erkrankt ist! Ich kann nicht geheilt werden! Warum werden andere chronische bzw. graunenerregende Krankheiten immer als schlimm erachtet, warum werden diese als Wahrheit akzeptiert - aber diese unsichtbare Krankheit wird einfach so "pffft" in den Wind geblasen? Alles nur Spinnerei, Hirngespinste, Einbildung. "Du kannst, wenn du willst!" Aber nicht bei MCS! Und ebensowenig ohne Schilddrüse. Da geht einfach irgendwann nix mehr. Und dann kommt der Punkt, an dem es lebensgefährlich wird. Dessen sollten sich die Außenseiter mal bewußt werden.
Aber Empathie, Mitgefühl oder Verständnis darf man wohl kaum noch erwarten. Nicht mal, wenn man viele Jahre mit einem Menschen zusammen lebt, die Liebe gefunden hat... ? Das ist wohl das, was einen letztendlich einknicken läßt.
Ich bin es leid...
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