Mittwoch, 22. Mai 2019

(Alp-)Trauma-Thema: Strom - mal wieder abgestellt

... och nöö, Mensch, zahl doch mal endlich die Rechnung!



Dies mag sich so der ein oder andere denken, wenn geneigte/r LeserIn diesen meinen Beitrag gelesen hat.

Fakt ist: die Nachzahlungen (ja, richtig, die Mehrzahl, denn frecherweise wurden binnen weniger Tage plötzlich angeblich zwei Nachzahlungen fällig, nicht nur eine - wie es normalerweise anzunehmen ist) wurden getätigt, das Amt überweist auch weiterhin pünktlich das Geld direkt an den Stromanbieter [ zur Info für diejenigen, die meinen das Gesundheitsgeschädigte und (Schwer-)Behinderte zu den 'Sozialschmarotzern' zählen: die Knete für den Strom geht von meinem Geld ab!].

Und doch - heute war der Strom schon wieder weg. Hätte ich mich nach einigen wenigen Stunden Schlaf nicht im Bett rumgedreht und auf die Uhr gesehen (da Radiowecker und somit an die Steckdose angeschlossen) und mit Schrecken festgestellt, das da keine Zahlenanzeige mehr war... tja, dann hätte ich wohl noch einige Stunden schlafen können und nicht mal gemerkt, das wir keinen Strom mehr haben.

Wieso das jetzt mal wieder? 

Auf diese Antwort muss geneigter Leser noch einen Moment warten. Denn zuerst kam folgendes:

Ich bin sofort aufgesprungen (nicht sehr zuträglich für den Kreislauf und meinen Herz-Rhythmus) und durch die Wohnung geeilt. Alles abgecheckt, ob der Strom wirklich überall weg ist (und nicht vielleicht nur eine Sicherung rausgesprungen ist).
Zuletzt im Wohnzimmer angekommen war klar: Der Strom wurde mal wieder abgestellt. Zum
zweiten Mal dieses Jahr. Und da war es dann wieder: Mein Alptraum-Szenario!
 Zwei oder drei Minuten bahnte sich Panik an. Beklemmung. Bluthochdruck. Leichter Schwindel. Denn wie ohne Strom meinen Lebensgefährten anrufen und ihm dieses erneute Dilemma mitteilen? Wie einmal mehr diese Alptraum-Situation durchstehen, da doch in den letzten Monaten die Panikattacken zugenommen haben? Doch ich sagte mir selber, das ich versuchen müsse einen klaren Kopf zu behalten, ruhig zu bleiben, nachzudenken.
  Ich trank drei oder vier Gläser Wasser hintereinander. Ich versuchte ruhig zu bleiben, obwohl mein Herz raste und der Blutdruck ins Unermessliche stieg. Ich fasste einen Plan, der für mich mit MCS (vor allem nachdem ich seit mehr als zwei Jahren nicht mehr vor der Tür war) unvorstellbar erschien: ich wollte meine Straßenkleidung anziehen und zum Nachbarn schräg gegenüber gehen - Fußweg zwei Meter. Ich wollte ihn ... ich erzähle es mal schrittweise:

Ein Sprung in die Realität

Ich überlegte angestrengt, wie die Handy-Nummer meines Lebensgefährten sein könnte. Ich konnte mir Zahlen nie gut merken, doch durch einige Zwischenfälle in den letzten Monaten habe ich ihn öfters mal angerufen. Da seine Nummer nur auf dem PC abgespeichert ist, war es ein hirnmäßiger Kraftakt, mich an die Rufnummer zu erinnern.
Nach meinen paar Gläsern Wasser (aus dem Kühlschrank, das Wasser in der Flasche war noch angenehm kühl), zog ich mich an. Klamotten, die sogenannten 'Draußen-Klamotten', die ich seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr angezogen habe. Ich nahm meinen Schlüssel (den ich seit ca. 5 Jahren nicht mehr in der Hand hatte!) und probierte erst, ob er auch wirklich die Wohnungstür noch aufschließen konnte. Dann suchte ich einen Gegenstand, der die Wohnungstür ein wenig offenhalten konnte, nur für den Fall, das das Schloss der Tür doch von außen nicht so funktionieren würde, wie es sein sollte - dieses Problem haben mein Lebensgefährte und ich ebenfalls seit fast elf Jahren, da die Tür sich bei Wetterumstellung gerne verzieht und dann plötzlich das Türschloss nicht mehr so funktioniert wie es sollte.
 Ich klemmte also einen kleinen Rucksack in die Tür und begab mich zur Tür des Nachbarn - ja, der Nachbar, der beim letzten Mal, als der Strom abgestellt worden war, tagelang mit Strom aushalf!
Ich klingelte mehrmals. Ich wusste, das er um diese Uhrzeit daheim sein musste und vermutlich schlief - da er erst nachts gegen viertel vor zwei zur Arbeit geht. Nach ein paar Mal Klingeln öffnete er.
Ich sagte (mit meinem Tuch vor Nase und Mund):
"Entschuldige das ich dich störe, aber bei uns geht der Strom schon wieder nicht. Hast du ein Handy, damit ich meinen Mann anrufen kann? Es dauert nicht lang."
Er war total verpennt (der arme Kerl, das tat mir richtig leid), griff neben sich und reichte mir das Telefon.
"Wie ruft man damit jemanden an? Ich kenne mich damit nicht aus," sagte ich.
Er tippte auf irgendwas rum und überreichte mir das Handy.
Ich sagte: "Ich bin in ein paar Minuten wieder da, es dauert nicht lang."

Zurück in der Wohnung rief ich meinen Lebensgefährten an.
"Der Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht." (oder so ähnlich lautete die Ansage)
Ich probierte es direkt nochmal - war schon ein Akt, denn ich zitterte vor Aufregung und Angst und Stress so sehr, das ich dieses komische Display kaum treffen konnte.
Auch beim zweiten Anwählen keine Verbindung.
Das Zittern und die Angst wurden immer größer. Erneut bahnte sich Panik an.
Ich wählte erneut. Vom Treppenhausflur rief mein Nachbar schon:
"Hallo?!"
In diesem Moment nahm mein Lebensgefährte ab.
Ich rief zurück: "Einen Moment noch, ich habe grade Verbindung."
Somit konnte ich den Sachverhalt per Handy kurz schildern.
(So ungefähr: "Kein Strom mehr."
Lebensgefährte: "Ich kann dich ganz schlecht verstehen."
Ich rief ins Handy: "Kein Strom!"
"Bin schon unterwegs.")

Ich gab das Handy zurück und sagte dem Nachbarn, das ich das Gespräch natürlich bezahlen würde. Er schüttelte den Kopf, winkte ab und meinte:
"Ach Quatsch."


Mann war ich froh, als ich die Wohnungstür schließen und die Klamotten ausziehen konnte. Der Geschmack des Tuches klebt mir noch immer auf der Zunge - ein widerlich bitterer Geschmack, der mir schlimme Magenschmerzen bereitet.

Was also war der Grund für das erneute Dilemma mit dem Strom?

Tja, angeblich (Quelle kenne ich nicht) muss man, sobald der Strom mal abgestellt wurde, mittlerweile erstmal eine 1-monatige-Rate im Voraus bezahlen. Sowas wie eine Rücklage also. Erst dann gilt die erste Zahlung wieder als regulär.
 Woher soll ich das wissen? Mich erreichte keine Post, mir wurde es nicht mitgeteilt, mich hat niemand benachrichtigt - weder postalisch noch telefonisch. Hellseher bin ich (noch! 😜) immer nicht.

Also wurde der Strom zwar bezahlt, aber das gilt nicht, da die Vorlage nicht getätigt wurde. Und das nachdem erst vor wenigen Monaten verkackte 450,- €uronen Nachzahlung geleistet wurden. Und - entschuldigt bitte die vulgäre Ausdrucksweise - das für eine verschissene 40 qm Wohnung! Monatlich gut 150 Ocken hinlegen?! Hallo gehts noch? Und dann nochmal vorlegen? Häää?

Ich versteh' die Welt schon lange nicht mehr, und das geht mir erst recht nicht in den Kopf. Ich möchte behaupten, ich würde mich mit der Rechts(grund)lage noch befassen, doch ich weiß, das ich derzeit dafür so gar keine Energie habe. Hahaha, voll der Schenkelklopfer!


Ein riesiges Dankeschön @zwei Nachbarn (wieder!):
1. Der coole Nachbar, der mir sein Handy ausgeliehen hat;
und
2. unsere superliebe Nachbarin von oben drüber, die uns heute und die nächste Zeit mal wieder mit Strom versorgt!

Leute, ihr seid einfach hach-supertoll-klasse-süß!

Für euch gibt es natürlich einen besonderen Kurt!
Danke! 💗💖

2 Kommentare:

  1. Das ist wirklich unter aller Würde! Ich werde dir den Unglückswurm malen. Es macht mich sehr traurig zu hören, das deine Angst sich jetzt wieder verstärkt. Wenn es mal ein wenig aufwärts geht - hinsichtlich Ernährung - gibts gleich wieder was, das runterzieht. Das ist einfach unfair! 😶

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    1. Ja, das ist eben das Leben. Ich kann schon gar nix anderes mehr dazu sagen.

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