Sonntag, 17. März 2019

Wenn das alles ist, was übrig bleibt...


Geboren am XXX

Gestorben am XXX

Gefunden am XXX

Akteneintrag XXX

Beerdigung am XXX


Das ist dann alles, wofür wir gelebt haben? Was ist mit den Tränen, dem Schmerz, der Pein, dem Leid der Freunde und Familie? Was ist mit der Lücke, die hinterlassen wird, wenn ein Mensch stirbt? Zählt das nicht? Sind es tatsächlich nur Zahlen, die es noch wert sind genannt zu werden?

Jeder Kampf, den wir innerlich ausfechten. Jedes Unrecht, gegen das wir antreten. Jedes Lachen, das wir in die Welt werfen. Jede Träne, die wir vergießen. Jeder Herzschmerz, durch den wir wie durch ein endlos steiniges Tal laufen. Jedes Wort, das wir sagen... Alles was wir fühlen, alles was wir tun und alles was wir denken wird auf diese paar Zahlen reduziert? Mehr bleibt nicht? Nur ein Häuflein Asche?

Wenn es das ist, an was ein Leben gemessen wird, dann ist das Leben sinnlos.


[R.I.P.] an einen Bekannten, den ich sehr gern hatte. Du bist keine Zahlenfolge. Keine Nummer. Keine Akte. Du wirst fehlen!


2 Kommentare:

  1. Es tut mir so leid, das du diesen Schmerz erneut fühlen musst! Ich denke das mehr vom Menschen übrig bleibt als nur diese Nummern. Fürs System vielleicht. Für Mitmenschen ist es weitaus mehr als nur eine Nummer. Du als Schreiber solltest das auch wissen: all deine Worte, die du aufschreibst, bleiben für ewig! Deine Tagebücher! Deine Fotos! Die Erinnerungen die andere mit dir verbinden .... das zählt ja nun mehr als nur eine Nummer in irgendeiner Akte.

    Ich kann nachvollziehen das es dir gerade jetzt so mies geht und du verwirrt bist. Ich versuche dir Halt zu geben, wenn du mich lässt. Du bist so viel mehr als nur eine Zahl - und so ist es mit deinem Kumpel auch. Er wird leben so lang man sich an ihn erinnert, wenn auch nur sinnbildlich. Er ist in den Herzen seiner Freunde & Familie, und das ist tausendmal mehr wert als eine Nummer auf einem Dokument.

    Es bleibt definitiv mehr als nur eine Nummer! Denn wir sind Menschen! Wir vergessen nicht diejenigen, die wir lieben.

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    1. Als ich von seinem Tod erfahren habe - von seinem Selbstmord - hat es mich in eine Krise gestürzt. Das kann ich weder anders ausdrücken (noch will ich es), noch kann ich es leugnen.
      Da ich mich in den letzten Jahren nicht nur mit MCS und chronischen Erkrankungen generell beschäftigt habe, sondern auch selber zeitweise unter Depressionen leide, kann ich den Schmerz sehr gut nachempfinden, den andere Menschen - so scheint's auch Dressy - spüren, wenn sie einfach verzweifelt sind und keinen Ausweg mehr wissen. Es gibt viele Menschen mit (seltenen) Erkrankungen (und vor allem - um beim Thema des Blogs zu bleiben - mit MCS ), die den "Freitod" als einzige Möglichkeit sehen, diesem deprimierenden und frustrierenden System zu entkommen. Ein System, in dem man nicht ernstgenommen wird, in dem man abgespempelt wird, in dem man einfach nur eine Nummer auf einer Karte ist. Selbstmord ist keine Lösung des Problems an sich, es ist der letzte Ausweg aus diesem schier nie enden wollenden Elend, in dem man als Erkrankter gegen Windmühlen rennt. Denn das Schlimmste an der ganzen Sache ist: man möchte ja niemanden behelligen, niemanden "nerven" mit seiner Krankheit. Aber man kann die Erkrankung auch nicht leugnen. Und man möchte - man MUSS darüber sprechen! Doch damit die Gesellschaft - Freunde, Verwandte, Mediziner, Krankenkassen - sich nicht abwenden, einen nicht für "bescheuert" oder "psychosomatisch" oder "paranoid" halten, schweigt man. Dieses Schweigen schwillt so dermaßen an, das man daran erstickt, denn innnerlich wird es lauter und lauter. Und dann kann man nur zwei Dinge machen: entweder es laut herausschreien (oder -schreiben), oder in Resignation versinken. Doch die Lethargie bringt einen innerlich ebenso um. Das Leben an sich wird zweitrangig. Es geht in erster Linie nur noch darum, alles zu verheimlichen...

      Die Selbst-Tötung beginnt mit dem Schweigen gegenüber anderen. Das dann ein solch furchtbarer Schritt letztendlich getan wird - der Selbstmord - ist vorprogrammiert, so hart das klingt. Und es bricht mir jedesmal das Herz für alle Menschen, wenn ich höre oder lese, das Menschen sich das Leben nehmen, weil sie niemanden hatten, dem sie sich trauten zu offenbaren.

      Nicht nur bei MCS-Erkrankten ist es auch die Gesellschaft, die Schuld daran trägt, ebenso bei Menschen mit Depressionen oder anderen "ausgrenzenden" Erkrankungen: denn sie grenzen aus! Die Gesellschaft will all das nicht hören, was Schmerz bereitet, sie will nicht zuhören, wenn Kranke über ihr Leid sprechen, wenn sie sich "mal Luft" machen wollen. Sie will nicht mitfühlen, nicht mitdenken. Sie will eine 'schöne heile Welt'. Die gibt es aber nicht! Die rosarote Brille funzt einfach nicht, wenn Menschen krank sind. Und vor allem: wenn die oberflächliche Gesellschaft mit der Grund ist, warum Menschen krank werden! Hier muss endlich Verantwortung übernommen werden! Heuchlerisches Mitleid ( boah wie ich das hasse! ) à la "Das es dir so schlecht geht wusste ich ja gar nicht!" oder "Das tut mir ja sooo leid für dich!" oder auch "Ich kannte auch mal einen, der hatte... " kann die Gesellschaft sich sparen.
      Es muss ein Wandel durch die Gesellschaft gehen, damit Menschen, die krank sind, auch als Erkrankte respektiert und nicht mehr ignoriert und auf's Abstellgleis geschoben werden!

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