Vorweg: Warum gehört das Thema auf dieses Blog?
Ganz einfach: man kann sich gar nicht oft genug gegen Mobbing/Cyberbullying und Stalking aussprechen! Dieses Thema gehört auf jede Webseite: denn es ist weder rechtlich, noch moralisch oder ethisch vertretbar, Mobbern Spielraum zu bieten! Hier zählt nicht nur Aufklärung, sondern vor allem Zusammenhalt und ein Signal zu setzen, das - wer auch immer meint, sich hinter der Anonymität des Internets verbergen zu können - gegen eine starke Gemeinschaft antritt!
Persönliche Erinnerung:
Mein Stalker
Die erste Erfahrung mit einem Stalker (möglicherweise Mobber)
Mit ungefähr 13-14 Jahren sandte mir plötzlich ein Junge - fast einen Kopf kleiner als ich und auch ziemlich schmächtig, allerdings immer mit finsterem Blick unterwegs - Drohgebärden auf dem Schulhof entgegen. Die ersten paar Mal, als das geschah, dachte ich mir nichts dabei, denn ich glaubte immer, er meinte jemanden anderen. Ich kannte den Jungen gar nicht: weder seinen Namen, noch war ich in einer Klasse oder einem Nachmittagskurs mit ihm. Und ich kannte auch niemanden, der ihn kannte. Wie also hätte er mich meinen können?
Eines Tages, als ich aus dem Schultor kam, stand der Junge da und lief mir nach. Auch da dachte ich mir nichts dabei. Das geschah aber immer wieder. Auch nach den Nachmittagskursen, die erst um 15 Uhr aus waren, stand er vor dem Schultor und wartete, um mir nachzulaufen. Immer in einem Abstand von etwa fünf Metern. Bis ich zu Hause und im Hauseingang verschwunden war -
wenn ich bummelte waren das zehn, ansonsten fünf Minuten - verfolgte er mich.
Zuerst dachte ich natürlich, er wohnte in meiner Nähe, und habe den selben Heimweg. Ich wäre ja nie darauf gekommen, das ausgerechnet mich einer verfolgen sollte!
Ich war mein Leben lang echt mies in Mathe. Einfach nicht mein Ding, und meine Noten waren immer so im schlechten 4er- bis 5er-Bereich. Also verdonnerte mich meine (erste) Stiefmutter zur Nachhilfe. Diese gab mir eine Lehrerin unserer Schule, bei der ich selber in der Schule nie Matheunterricht hatte. Die Dame bekam ein Päckchen Kaffee die Woche für ihre Hilfe, und ich musste 2x2 Stunden hingehen. Sie wohnte nicht weit von uns entfernt, höchstens zehn Minuten. Der seltsame Junge kam mir auch hierher nach.
Und als ich mich dann mit meiner besten Freundin in der Stadtmitte traf (wo sie wohnte), eine gute halbe Stunde Fußweg, lief mir der Knilch auch hinterher. Auch hier dachte ich zu Beginn, das er einfach den gleichen Weg habe.
Doch es geschah immer wieder. Monatelang drohte er mir, monatelang lief er immer hinter mir her. Er rief nie was, sprach nie was, keinen Ton. Aber Drohgebärden eben. Immer wenn ich mich umguckte, fuchtelte er mit den Fäusten oder machte Gesichter, als würde er mir die Zähne ausschlagen.
Mein Vater wie auch meine Stiefmutter waren keine Hilfe. Meine Stiefmutter meinte, ich bilde mir das nur ein, und mein Vater streichelte mir über den Kopf und meinte: "Ach Sodachen, das wird schon wieder." Bitte, waaaas?
Ich hatte Angst! Ich begann zu zittern, wenn ich zur Schule ging, wurde zusehends unkonzentrierter und konnte mich nur noch in der Nähe meiner Freundinnen aufhalten, um mich sicher zu fühlen. In der Schule aufs Klo gehen war ein Unding, weil dieser Pimpf mir immerzu auflauerte. Egal wohin ich ging, er war immer hinter mir. Und weiterhin kein Wort von ihm. Ich war übernervös.
Als er mir wieder mal zur Nachhilfe folgte, war ich so fertig mit den Nerven, das ich kaum laufen konnte, so schlotterte ich vor Angst. Ich schwitzte Blut und Wasser und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was sollte ich tun? Wohin würde das noch führen? Was wollte er erreichen? Und dann kam ich zu der Überzeugung, das ich mir selber würde helfen müssen, damit das endlich ein Ende finden würde.
Ich erinnerte mich daran, das ich früher, in der ersten Klasse, diejenige war, die die schwächeren Mitschüler vor den Demütigungen der größeren Jungs bewahrte. Und dieses Kerlchen, das mich verfolgte, war doch viel kleiner als ich. Gegen den hätte ich allemal eine Chance gehabt!
Ich klingelte bei der Lehrerin. Ich tat so, als trete ich in den Hauseingang. Ich machte Schritte, als würde ich die Stufen hinaufgehen. Aber ich stellte mich vor die Tür und wartete. Und dann sah ich seinen Schatten. Ich sprang aus dem Hauseingang heraus, packte ihn an seiner Bomberjacke und schrie:
"Lass mich endlich in Ruhe! Was willst du überhaupt von mir? Wenn ich dich noch ein Mal sehe oder du mir noch ein Mal folgst, dann kriegst du ein paar aufs Maul! Verpfeif' dich endlich!"
Der Knilch machte ein erschrockenes und völlig überraschtes Gesicht und bekam kein Wort heraus. Und als ich ihn losließ, verzog er sich.
Auf dem Schulhof machte er sich gleich vom Acker, wenn er mich sah. Er folgte mir nicht mehr, er machte keine Drohgebärden mehr, nichts. Es war, als wäre das alles nie passiert. Er hatte einfach aufgehört.
Was auch immer er von mir gewollte hatte - heute denke ich, vielleicht war er in mich verschossen, aber mit sich selber so unzufrieden, das er meinte, er müsse seinen Selbsthass an mir auslassen - es war vorbei! Ich war ihn los und endlich wieder frei. Ich habe durch diese Erfahrung gelernt, das man sich wehren muss. Das man sich nicht einfach alles gefallen lassen darf, was andere Menschen einem an Schmerz und Qual zufügen - ob physisch oder wie in diesem Fall psychisch.
Innerlich gewachsen bin ich damals durch diese Erkenntnis nicht. Aber später doch sehr wohl.
In diesem Sinne: Nichts einfach schlucken, immer spucken! 😉 (Heißt: Immer wehren!)
Hier also mein Logo, das künftig zu dem Thema in Karten/Memes/Beiträgen eingefügt wird:
P.S.: ich habe eben mal nachgesehen, wann ich das Dokument über "Meinen Stalker" erstellt hatte. Anbei ein Screenshot, damit ihr sehen könnt, wie viel Zeit es mich gekostet hat um Kraft zu sammeln, mich endlich meinen alten Geistern zu stellen:
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