Sonntag, 17. Januar 2016

Horror: das Spülbecken

 oder: 
wenn einem der Siff des Nachbarn in die Nase dringt 


Meine Wohnung ist klein - gute 40 m², 2ZKB, länglicher, sehr dunkler Flur. Vom Flur ab geht die Küche, daneben ist das Schlafzimmer (zum Hinterhof oder eher: zum Parkplatz), am Ende des Flurs das Bad (ohne Fenster, lediglich einen ollen Lüfter gibt es), gegenüber des Schlafis liegt das Wohnzimmer (zur Hauptverkehrsstraße hinaus). Meine Wohnung ist die einzige, die sich über der Gemeinschaftsgarage befindet und somit von unten auch keine Dämmung besitzt. Heißt: im Herbst und Winter bekommt man richtig kalte Füße und die Wohnung kühlt sehr schnell aus. Große Ausweichmöglichkeiten habe ich nicht, wenns hier mal in einem der Räume stink oder zu einer heftigen Giftattacke kommt.

Vor einigen Monaten wurde mir, auf die paar Meter vom Wohnzimmer in die Keramikabteilung, total elend. Anfangs dachte ich, das mein Freund vermutlich wieder seine Haftcreme für die Kauleiste verwendet haben wird. Doch der Geruch - Gestank - der mir in die Nase stieg, kam eindeutig nicht aus dem Bad! Allerdings wollte ich der "Schnupperspur" auch nicht wirklich folgen, denn mir wurde in der halben Minute, der ich diesem Gestank ausgesetzt war, schon furchtbar mulmig zumute: ich bekam sofort Krämpfe im rechten Fuß & Bein (tritt bei einer äußerst heftigen Giftattacke auf), stechende Kopfschmerzen, Hirndruck, Beklemmung in der Brust inkl. Brustschmerz (linksseitig) und starke Benommenheit. Ich wankte zurück ins Wohnzimmer und sagte meinem Freund - fast atemlos - das irgendetwas in der Wohnung riechen würde.

Zuerst schüttelte er nur den Kopf. Unverständnis ist ja die weitverbreitetste Reaktion eines Nicht-Betroffenen auf einen MCS-Erkrankten, der einer plötzlichen Attacke ausgesetzt ist. Leider kann ich das nicht anders formulieren. Nach einiger Zeit - in der ich wie ein Zombie
auf dem Sofa saß, mich kaum bewegen konnte und ständig kleine Schübe des Nervenzucken und -Kribbelns, krampfartige Zuckungen in den Armen/Händen/Fingerspitzen und sich ständig steigernde Kopfschmerzen über mich ergehen lassen mußte - ging er jedoch in der Wohnung herum und stellte dann fest: "oha, die hat sich doch nicht geirrt!" Denn: das ganze Spülbecken stand bis zum Überlauf voll mit stark riechendem Spülwasser - Siff vom Nachbarn, denn wir verwenden seit Juni 2015 kein Spülmittel/sonstige Chemikalien mehr im Haushalt. Kurzzeitig war dann wohl auch der Überlauf verstopft gewesen, denn die chemieverseuchte Suppe hatte sogar die Trockenfläche geflutet (das geriffelte Metallteil, auf dem man seinen Spülkram zum Trocknen abstellen kann, weiß der Geier, wie man das nennt).

Mein Freund lüftete die Küche gut durch (Manko ist, das wir keine Küchentür haben und somit auch der gesamte Flur kontaminiert ist, ebenso wie der Gestank ungehindert ins Bad dringen kann), nachdem er den Siff endlich zum Abfließen hat bringen können. Er säuberte die Arbeitsfläche, die Spüle, spülte direkt das Geschirr/Töpfe etc., denn auch dies war ja zum Teil verseucht worden.

Seit diesem Erlebnis graut es mir vor jedem Tag, an dem ich morgens in die Küche gehe. Ich schleiche mittlerweile schon eher vorsichtig den Flur entlang, schnuppere ein wenig, um zu testen, ob wieder etwas aus der Spüle an Giftstoffen zu uns gedrungen ist.

Freitag - nach dem anstrengenden Tag und der wirklich äußerst wenig erholsamen Nacht (Links öffnen in gesondertem Fenster) - kam wieder (und das zum x-ten Mal) der Siff des Nachbarn bei uns in der Spüle hoch. Ich hatte mich mittags gerade hingelegt und war eben am wegdösen, als ich ein "bloooobbbb" vernahm. Ich sprang, wie von der Tarantel gestochen, auf und lief (schon aus weiser Voraussicht) mit zugehaltener Nase in die Küche. Da war er wieder, mein alter Feind, der Chemie-Siff! Die Spül-Suppe des Nachbarn, die mich jedesmal aus den Latschen haut. Ich sagte meinem Freund umgehend bescheid, legte mich wieder ins Bett und war froh, das ich dann doch zuweilen nicht nur ein ausgeprägt gutes Gehört habe, sondern diese alarmierende Geräusche schon kenne, um augenblicklich reagieren und somit Schlimmeres vermeiden zu können.

Ist aber kein angenehmer Zustand, wenn man in der Gewissheit lebt, das die letzte Festung - nämlich die eigenen vier Wände - keine Sicherheit bieten, nicht mal im Inneren. -.-

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